Fake-Reviews & KI-Moderation: So erkennen Unternehmen unfaire Google-Bewertungen und melden sie richtig

Online-Bewertungen sind für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu einer harten Währung geworden. Sie beeinflussen Kaufentscheidungen, die lokale Sichtbarkeit und das Vertrauen potenzieller Kunden. Doch dieses System ist anfällig. Eine Welle negativer Fake-Bewertungen, sei es durch Konkurrenten oder organisierte Troll-Angriffe, kann den mühsam aufgebauten Ruf schnell beschädigen.
Das Problem hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Es geht nicht mehr nur um plump formulierte Schmähkritik. Moderne Fälschungen sind oft durchdacht, subtil und zunehmend mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt. Für Marketing- und Tech-Verantwortliche in KMU entsteht eine doppelte Aufgabe: Sie müssen lernen, diese Täuschungen zu erkennen und gleichzeitig den oft starren Melde-Prozess von Google korrekt zu bedienen.
Die Anatomie einer verdächtigen Bewertung
Die Identifikation von unechten Rezensionen ist oft eine Detailarbeit, die sich auf Mustererkennung stützt. Es gibt nicht das eine, eindeutige Signal, sondern eine Kombination aus verdächtigen Elementen. Auf welche Muster man achten sollte, zeigt beispielsweise der Beitrag unter https://bewertungen.online/blog/fake-google-bewertungen-erkennen.
Für Unternehmen, die ihre Profile überwachen, haben sich mehrere Indikatoren als nützlich erwiesen:
- Das Profil des Verfassers: Ein genauer Blick auf den Account, der die Bewertung hinterlassen hat, ist der erste Schritt. Profile ohne Bild, mit unsinnigen Namen oder solche, die erst vor wenigen Stunden erstellt wurden, sind ein Warnsignal. Ein weiteres Indiz: Das Profil hat ausschließlich 1-Stern- oder 5-Stern-Bewertungen für Unternehmen derselben Branche in verschiedenen Städten oder Ländern abgegeben.
- Der Zeitpunkt: Misstrauen ist geboten, wenn ein Unternehmen, das normalerweise vielleicht eine Bewertung pro Woche erhält, plötzlich an einem Tag zehn oder zwanzig negative (oder auch extrem positive) Rezensionen bekommt. Solche „Spikes“ deuten auf eine koordinierte Aktion hin.
- Die Sprache: Während manche Fälschungen durch extrem schlechte Grammatik oder offensichtliche Übersetzungsfehler auffallen, ist auch das Gegenteil verdächtig. Sehr vage Formulierungen („Toller Service!“, „Alles super!“) ohne jegliche Details zur eigentlichen Leistung sind ein Klassiker.
- Der Inhalt: Die stärksten Beweise finden sich oft im Text selbst. Werden Dienstleistungen oder Produkte erwähnt, die das Unternehmen gar nicht anbietet? Wird der Name eines Konkurrenten positiv hervorgehoben? Bezieht sich die Kritik auf einen Vorfall, der sich intern keinem Kunden oder Vorgang zuordnen lässt?
Googles KI-Filter: Der automatische Türsteher
Google ist sich der Problematik bewusst und setzt massiv auf Künstliche Intelligenz, um die Flut an Spam einzudämmen. Ein Großteil der gefälschten Inhalte wird bereits blockiert, bevor er überhaupt öffentlich erscheint.
Im Jahr 2023 hat Google nach eigenen Angaben neue Algorithmen auf Basis von maschinellem Lernen eingeführt. Diese Systeme sind darauf trainiert, nicht nur einzelne verdächtige Bewertungen zu analysieren, sondern vor allem langfristige Muster zu erkennen.
Wenn ein Account beispielsweise dieselbe Rezension bei Dutzenden verschiedenen Unternehmen kopiert und einfügt, wird das System alarmiert. Es achtet auch auf die erwähnten plötzlichen Anstiege von 1-Stern- oder 5-Stern-Bewertungen für ein einzelnes Geschäftsprofil.
Laut Google führten diese verbesserten Modelle dazu, dass 2023 rund 45 Prozent mehr gefälschte Bewertungen entfernt wurden als im Vorjahr. In einem Fall konnte die KI ein Betrugsnetzwerk identifizieren, das für über fünf Millionen gefälschte Rezensionen verantwortlich war. Diese automatisierten Systeme bilden die erste und wichtigste Verteidigungslinie.
Wenn KI fälscht: Die neue Generation der Täuschung
Die Technologie ist jedoch ein zweischneidiges Schwert. Während Google seine Erkennungs-KI verbessert, nutzen Fälscher generative KI (wie die Technologie hinter ChatGPT), um überzeugendere Täuschungen zu erstellen.
Diese KI-generierten Fälschungen haben oft keine Grammatikfehler. Sie können einen nuancierten, menschlich wirkenden Tonfall treffen und sogar plausible, wenn auch erfundene, Details einstreuen. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass Menschen – und selbst andere KI-Systeme – große Schwierigkeiten haben, gut gemachte KI-Fakes von echten Meinungen zu unterscheiden.
Google hat auf diese Entwicklung reagiert. In den Richtlinien, beispielsweise für das Merchant Center, wird klar definiert: Inhalte, die primär durch ein automatisiertes Programm oder eine KI-Anwendung erstellt wurden, gelten offiziell als Spam. Damit gibt es eine klare Grundlage für die Meldung solcher Inhalte, vorausgesetzt, man kann sie als solche identifizieren.
Der Melde-Prozess
Wenn eine verdächtige Bewertung durch die automatischen Filter rutscht, beginnt der manuelle Prozess für das Unternehmen. Hierbei ist ein methodisches und faktenbasiertes Vorgehen gefragt.
Ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass Google Bewertungen entfernt, weil sie „unfair“ sind. Das ist nicht der Fall. Google agiert nicht als Schiedsrichter über Tatsachenbehauptungen. Eine Löschung erfolgt nur, wenn eine Bewertung nachweislich gegen die spezifischen Google-Richtlinien verstößt.
Die wichtigsten Verstöße, auf die sich Unternehmen berufen können, sind:
- Spam: Dazu zählen KI-generierte Inhalte, offensichtliche Werbung oder wenn derselbe Inhalt mehrfach gepostet wird.
- Interessenkonflikt: Ein (ehemaliger) Mitarbeiter bewertet das eigene Unternehmen oder ein Konkurrent bewertet negativ.
- Nicht themenbezogen (Off-Topic): Die Bewertung beschreibt eine politische Ansicht oder eine Erfahrung, die nichts mit dem Unternehmen zu tun hat.
- Vulgäre Sprache oder Belästigung: Direkte Beleidigungen, Drohungen oder Hassrede.
Der Prozess selbst besteht aus mehreren Stufen. Zuerst muss die Bewertung direkt über Google Maps oder das Google Business Profile gemeldet werden (über das Drei-Punkte-Menü neben der Rezension). Hier wählt man den Grund für den Verstoß aus.
Passiert daraufhin nichts, was häufig vorkommt, muss man eskalieren. Google bietet dafür im Business Profile ein separates Tool zur „Verwaltung von Unternehmensbewertungen“. Dort können gemeldete Bewertungen nachverfolgt und, im Falle einer Ablehnung durch Google, ein Einspruch eingelegt werden. Dieser Prozess kann Geduld erfordern und sich über Tage oder Wochen hinziehen.
Aktives Management: Die beste Verteidigung
Da das Löschen von Bewertungen oft langwierig und nicht immer erfolgreich ist, bleibt das aktive Management der Reputation ein zentrales Werkzeug für KMU.
Auf eine negative – auch eine potenziell gefälschte – Bewertung sollte man reagieren. Eine ruhige, professionelle und öffentliche Antwort, in der man den Sachverhalt neutral darstellt (z. B.: „Wir können diesen Vorfall unter dem angegebenen Namen keinem Kunden zuordnen. Bitte kontaktieren Sie uns direkt, um die Angelegenheit zu klären.“), bietet anderen Lesern wertvollen Kontext.
Gleichzeitig ist die beste Strategie gegen einzelne negative Ausreißer eine solide Basis an echten Rezensionen. Unternehmen sollten Kunden aktiv und systematisch um eine ehrliche Bewertung bitten. Ein stetiger Strom authentischer Rückmeldungen ist der effektivste Weg, um die Wirkung einzelner Fälschungen zu neutralisieren und ein glaubwürdiges Gesamtbild zu wahren.
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